2008-03 / Mechanische Präparation

von Ludwig Kopp / März 2008


Vor längerer Zeit besuchte ich eine Tongrube, die für das Vorkommen von seltenen Ammoniten bekannt ist. Um an den Ton zu gelangen wird von dem Grubenbetreiber eine dicke harte Deckbank abgeschoben. Gerade in dieser Bank sind die so geschätzten Ammoniten zu finden.

Ich beobachtete einen anderen Sammler, der es verstand, mit gezielten Schlägen die großen Gesteinsbrocken zu zerlegen, während ich selbst das Gefühl hatte, mit meinen Schlägen nur Kerben in den Stein zu schlagen.

Auf die Frage, warum es ihm so leicht von der Hand ginge, antwortete er mir, man müsse sich den Stein eben genau anschauen. Ja, Stein ist eben nicht gleich Stein!

Glücklich muß sich schätzen, wer einen "Hausbruch" hat. Dieser Sammler wird schon bald seine Methoden entwickelt haben, die gefundenen Schätze sichtbar zu machen. Wer, wie ich, seine Schätze im Urlaub oder an Wochenenden in verschiedenen Formationen und Gesteinsarten sucht, wird immer wieder neue Methoden erproben müssen.


Vorbereitungen

Eigentlich beginnt die Präparation bereits am Fundort. Mehr oder weniger sind die Fossilien mit dem Sediment verbunden. Einige kann ich lose aufsammeln (z. B. Schnecken und Haizähne in tertiären Sanden).

Andere sind so fest mit dem Sediment verbacken, daß ich sie nur zusammen mit dem Gestein (Kalk-, Ton- oder Sandstein) bergen kann.

Sofern möglich, berge ich das Fossil mit reichlich umgebendem Gestein. Das Fossil mit dem Gestein (Matrix) zu präsentieren hat - wenn sogar noch Begleitfauna vorhanden ist - einen höheren wissenschaftlichen Wert.

Mein Fossil soll nicht nur von dem Gesteinspanzer befreit werden, es soll auch bei einer späteren Präsentation ansprechend und ästhetisch wirken.

Als erstes versuche ich, Lage und Ausdehnung des Fossils im Gesteinsbrocken einzuordnen. Ferner ist die Seite, mit der das Lebewesen einst auf dem Meeresboden lag, meistens besser erhalten.

Soll das Fossil mit Matrix, sozusagen als "Skulptur" herausgearbeitet werden, entscheide ich - nach Lage des Fossils - wo die spätere Standfläche entstehen soll. Hierbei sollte man versuchen, die normale Bewegungsart im ursprünglichen Milieu darzustellen.

Die Mündung eines Ammoniten sollte unten liegen, die Rückenflosse eines Fisches muß oben liegen (haben Sie mal geschaut, wie viele ausgestellte Fische in den Museen Rückenschwimmer sind?) und ein kriechendes Wesen, etwa ein Trilobit, wirkt lebendig, wenn er sich auf dem Stein nach rechts oder links oben zu bewegen scheint.

Das Gegenteil einer "Skulptur" ist ein "Relief". Das Fossil liegt oberflächlich auf dem Stein oder der Steinplatte. Fehlt ein farblicher Unterschied, schaffe ich einen entsprechenden Kontrast. Ein glattes Fossil bekommt eine rauhe Umgebung und ein skulpturreiches Fossil eine glatte Umgebung.


Das Kleben

Leider gelingt es nicht immer, das Fossil ohne Bruchstellen zu bergen. Als ein zuverlässiger Kleber hat sich bei mir der AKEMI-Marmorkitt bewährt.

Zuerst prüfe ich, ob alle Bruchstücke vorhanden sind und wie sie sich zusammenfügen lassen. Manche Stücke lassen sich wegen der Form der Bruchkanten später nicht mehr einfügen. Alle Kanten müssen sorgfältig gesäubert werden. Das Markieren der aneinander passenden Teile ist sinnvoll, um später nicht lange suchen zu müssen, während der Kleber schon aushärtet.

Sind sehr viele Teile vorhanden, ist es ratsam, Stück für Stück vorzugehen.

Der Kleber wird aufgebracht (nicht zu viel!) und die Teile zusammengepreßt, sofern möglich, mit Hilfe einer Schraubzwinge.

Danach muß geprüft werden, ob die Teile auch wirklich paßgenau geblieben sind. Ist der Kleber knorpelhart ausgehärtet, wird der überschüssige Teil mit einem scharfen Werkzeug schneidend entfernt. Vor dem weiteren Zusammenfügen von Teilen ist darauf achten, daß die zu verklebenden Flächen frei von Kleberresten sind. Bleiben zum Schluß Lücken, werden entsprechend geformte Gesteinsreste eingeklebt.

Präparation

Das heißt, das Fossil von dem Gesteinspanzer zu befreien. Nachdem ich weiß, welche Erschütterungen ich dem Gestein/Fossil zumuten kann, werden große Gesteinsteile mit dem gröbsten, bzw. rationellsten Werkzeug entfernt. Der anfallende Gesteinsstaub kann, mit Kleber vermischt, später für kleinste Fehlstellen verwendet werden. Das Entfernen der allerletzten Schicht, die Feinpräparation, erfolgt dann mit größter Sorgfalt und entsprechenden Werkzeugen. Um Erfahrungen zu sammeln, starte man die ersten Versuche mit entbehrlichen Zweitstücken.

Bei mir heißt die Reihenfolge etwa so:

1. Fliesensäge oder Flex für die grobe Vorbehandlung,

Nur soviel entfernen, daß das Fossil nicht wie aufgespießt aussieht.

Rechts und links genügend Stein stehen lassen.

Wenn möglich schon jetzt eine nach hinten geneigte Standfläche schneiden oder schleifen.

2. Sandsack, Messinghammer (!) und kleine Meißel für die Bereiche, die ich nicht bei der Vorbehandlung erreichen konnte

3. Handschleifgerät (= vibrationsfrei ) für feine Skulpturen, Stacheln usw. einsetzen


4. Druckluftstichel, Schaber und dünne Stahlnadel für die abschließende Feinpräparation verwenden


Die Präparation mit dem Druckluftstichel oder Handschleifgerät erfolgt bei mir meistens unter dem Mikroskop mit einer Vergrößerung von 10- bis 15fach. Unter dem Objektiv muß dafür jedoch genügend Freiraum vorhanden sein.

Präparationsspuren, die ich bei 10 bis 15facher Vergrößerung noch sehen kann, sind später kaum noch erkennbar.

Ist der Unterschied zwischen Gestein und Fossil kaum zu erkennen, hilft oft das Benetzen mit Wasser.

Der Präparationsplatz sollte stets sauber gehalten werden, damit im Gesteinsmüll kleinste Fossilteile wieder auffindbar sind. Löst sich ein Teil des Fossils, wird er sorgsam wieder eingepaßt. Ich lasse in die Fugen ein wenig dünnen Sekundenkleber fließen (Sekundenkleber nicht offen stehen lassen!!!)

Beim Abschlagen kleiner Teile arbeite ich in der Regel gegen das Fossil. Der Meißel soll das Gesteinsstück mehr oder weniger nur lockern. Ich vermeide, daß er beim Schlagen auf das Fossil trifft.

Hier hat sich der Druckluftstichel bestens bewährt. Er läßt sich immer im sicheren Abstand halten. Die Spitze ist stumpf, damit der Stichel wegen der hohen Schlagzahl das Gestein nicht pulverisiert.

Stacheln oder Dornen lasse ich bis zuletzt im sicheren Gesteinsbett stehen. Von der Spitze beginnend werden sie zuletzt freigelegt und sogleich mit einer Lackschicht (nicht glänzend) gesichert. Wird der Stachel unbeabsichtigt gebrochen, bleibt er meistens an der dünnen Lackschicht hängen.

Der Randsaum des Fossils wird hinterschnitten, sonst sieht es wie aufgeklebt aus.

Häufig sind Fossilien nicht komplett überliefert. Belasse ich das Gestein auf dem fehlenden Bereich, täusche ich damit dem Betrachter eine vollständige Erhaltung vor.

Es ist nicht immer nötig, das Fossil mit einer "Schutzschicht " zu versehen. Hochglanzlackierte Fossilien sehen grausam aus. Ein Steinkonservierer vertieft den Farbton und überdeckt vorhandene Präparationsspuren. Eine seidenmatte Oberfläche genügt vollkommen. Ammoniten mit Rippenskulptur werden von mir anschließend noch mit einem Tuch und ein wenig (!) Wachs abgerieben. Die überstehenden Rippen erhalten einen leichten Glanz und der Skulpturreichtum erscheint noch deutlicher.

Die hier geschilderten Präparationshinweise werden nicht alle Probleme lösen. Der Präparator muß sich, wie in der Einleitung geschildert, mit dem Gestein und dem Erhaltungszustand des Fossils "auseinandersetzen", um die jeweils beste Lösung zu finden.

(siehe auch "Präparation von Hörnertrilobiten" in FOSSILIEN, Heft 1/94)

Merksätze:

Wegen Arterhaltung sind Ammoniten mit Untermaß (unter 10 cm Durchmesser) wieder in ihr Element zurückzusetzen.

  • Auch Koprolithen fallen unter das Bodendenkmalschutzgesetz.

  • Das unbeabsichtigte Zerstören von Bodendenkmälern ist nur den Steinbruchbesitzern erlaubt.

  • Das Sammeln von Fossilien ist meistens verboten, das Verkaufen aber nicht.

  • Die Paläontologie ist eine sterbende Wissenschaft, weil keiner wissen will, daß unser Urahn ein Affe war.

  • Die beste Fundstelle ist die, die ich mit keinem teilen muß.


Abb. 1

Ammonit vor der Endbehandlung. Die umgebende Fläche wird mit einer mittelharten Drahtbürste behandelt um die Schlagspuren aufzurauhen. Anschließend wird das ganze Stück mit einem Steinkonservierer behandelt.





Abb. 2

Trilobit mit Matrix. Das Stück wird mit Hilfe eines Kunststoffständers in Position gebracht.


Abb. 3

Die Skulptur des Seesternes wird durch die glatte Umgebung hervorgehoben

Abb. 4

Der Ammonit hebt sich schon durch seine Farbe kontrastreich vom Gestein ab. Eine besondere Behandlung der Umgebung ist nicht erforderlich.

Abb. 5

1.....Sandsack

2.....Meißel

3.....Schaber

4.....Messinghammer

5.....Blasebalg

6.....Kleber

7.....Ölschleifpapier

8.....Stahlnadel

9.....Druckluftstichel

10...Handschleifgerät

Abb. 6

Werkzeug für die Feinpäparation: 1 Druckluftstichel, 2 Handschleifgerät

Abb. 7

Werkzeug für die Feinpräparation: 1 Blasebalg, 2 Ölschleifpapier, 3 Schaber, 4 Stahlnadel

Abb.8

Präparation auf dem Sandsack mit Messinghammer und kleinem Meißel