Grube Krinke

Kiesgrube Krinke, die besondere "Fundgrube"

von Ludwig Kopp


Die Kiesgrube Krinke in Thedinghausen-Werder war längerer Zeit Fundort einer miozänen Molluskenfauna und gut erhaltener Haizähne. Derzeitig sind keine Funde mehr möglich. Außerdem ist das Betreten der Kiesgrube verboten.

Unter Federführung von Herrbert Moths, Geesthacht, wurde die Molluskenfauna erfasst. Mitlerweile wurden mehr als 500 Arten festgestellt und beschrieben (Palaeofocus Nr. 3 und 5). Damit lieferte der Fundort die artenreichste Fauna aus dem Miozän des Nordseebeckens. Darunter allein 92 Arten von der französischen Atlantikküste, der Paratethys und Tethys. Arten, die in der ebenfalls berühmten Fundstelle Winterswijk-Miste nicht vorkommen. Festgestellt wurde der Übergangsbereich Behrendorfium/Oxfordium (spätes Burdigalium, 17,8 - 15,97 Ma). 94 Arten wurden erstmalig aus dem Nordseebecken genannt. Von mehreren Wissenschaftlern, darunter auch Kautsky 1925, wird eine Verbindung der Paratethys mit der Nordsee für möglich gehalten.

Haizähne und Mollusken sind in der Regel durch die Betriebsvorgänge beschädigt. Ansonsten zeigen sie keine Spuren einer Umlagerung.


"Mollusken, die den Weg ins Nordseebecken fanden"

Galeodes cornutus (AGASSIZ 1843)

Chicoreus (Triplex) foliosus (BELLARDI 1872)

Morum (Oniscidia) dunkeri SPEYER 1862

Purpura (Tritonalia) erinacea

(LINNEUS 1766)

Clavatula sp

Lyria taurinia

BONELLI 1826

Ocinebrina

sublavata BASTEROT 1825

Eutrhria (Euthria) puschi burdigalensis (ANDRZEJOWSKI 1824)

Bolinus beyrichi

(KOENEN 1889)

Chicoreus (Chicoreus) aquitanicus (GRATELOUP 1833)

Ficopsis (Fulguroficus) forma basteroti (SOWERBY 1824)

Der Verfasser verfügt über eine umfangreiche Sammlung von Winterswijk-Miste. Es war daher interessant, diese gut dokumentierte Fauna mit dem Vorkommen von Krinke zu vergleichen.

Folgende Unterschiede wurden festgestellt:

Das Vorkommen von Lembulus emarginatus (LAMARCK, 1819) und Nuculana (Sacella) westendorpi (Nyst, 1839) steht genau im umgekehrten Verhältnis.

Die Familie Pyramidelliae ist in Krinke weit weniger haufig als in Miste. Im Gegensatz zu Miste ist die Familie Terebridae sehr häufig mit der Gattung Subula und sehr großen Exemplaren vertreten. Nicht selten sind Vertreter der Subfam Daphnellinae. Aus dieser Familie ist die Gattung Sorgenfreispira überproportional und artenreich vertreten. Daneben auch sehr häufig Schalenresten von Aturia. Auffällig ist außerdem die hohe Zahl von Arten aus südlichen Meeresbecken, wie Paratethys und Südwestfrankreich. Es wurden die Opercel der Subfamilie Naticinae in Winterswijk-Miste gesammelt. Insgesamt 130 Exemplare. Es fanden sich 66 Exemplare der Form A. W. Janssen 1984, Tafel 57, Abb. 7 u. 12 a (neglecta?), 35 Exemplare der Form Tafel 57, Abb. 9a (hoenesi?), 24 Exemplare der Form Tafel 57, Abb. 10a u. 11a (tigrina?). Desweiteren 4 Opercel von tectonica und nur ein Opercel von hanseata. Die Art hanseata ist deutlich unterpräsentiert und kommt in Winterswijk-Miste offensichtlich selten vor.

Von der LBEG Hannover wurde 170 Meter östlich der Grube eine Bohrung bis 20 Meter niedergebracht. Bis zu dieser Tiefe wurde Sande, teils Grobsand angetroffen. Tonige Anteile, wie sie in den fossireichen Schichten anzutreffen waren, wurden dort also nicht festgestellt. Für den Versuch der stratigraphischen Einordnung mögen die wesernahen Bohrungen, besonders die beim Rathausgarten Achim, einen deutlichen Hinweis geben. Unmittelbar unter pleistozänen Ablagerungen fand man 1934 in einer Tiefe von 42 bis 46 Meter in tonigen Glaukonitsanden zahlreiche Fossilien. Die anfängliche Annahme, es handle sich um oberoligozäne Schichten, wurde durch Gripp revidiert, der sie in die Hemmoorstufe stellte.

Krumme Dinger

In Krinke nicht selten, sind "Krumme Dinger" (siehe Bilder unten). Gemeint sind die Schnecken, die die normale achsiale Wachstumsrichtung verlassen, oder verlassen müssen. Besonders bei den schlanken Formen ist dieses am auffälligsten. Die Abweichung erfolgt in der Regel im oberen, vermutlich noch schwächeren Teil der Umgänge. Die Bruchmerkmale können bis zur Hälfte eines Umganges ausmachen. Bis zu 6 Bruchmerkmale, also Folgen der Attacken, können an einem Exemplar beobachtet werden. Das Verlassen der achsialen Richtung erfolgt meist nach der 1. oder 2. Attacke. Ein Beweis, dass das Ziel der Attacke jeweils auf die Mündung der Schnecke gerichtet ist. Die abgebrochenen Gehäuseteile werden nicht ergänzt. Das weitere Wachstum beginnt unterhalb der zerbrochenen Stelle. In der Literatur werden als Prädatoren auch Krebse genannt. Deren Reste sind in Krinke nicht häufig und meist nur als kleine Bruchstücke zu finden. Es liegen 2 größere Scheren vor, die vermutlich zur Krebsgattung Cancer gehören.Die Spuren werden an drei Beispielen, Orthosucula steinforthi (KOENEN 1872) (Bild 1), Fusiturris duchasteli (NYST 1861) (Bild 2) und Clavatula boreointerrupta (KAUTSKY 1925) (Bild 3) gezeigt.

Bild 1

Bild 2

Bild 3

Mollusken aus der Kiesgrube Krinke, Thedinghausen-Werder

(1,5 km südlich der Weser)

Verfasser: Ludwig Kopp, Beekstraße 11, 27721 Ritterhude und Peter George, Lookstraße 54, 27711 Osterholz-Scharmbeck

Die von den Verfassern gesammelten Fossilien werden bestimmt. Um den namentlichen Bestand allen Interessierten zugänglich zu machen, wurde eine Veröffentlichung via Internet gewählt. Auf die morphologische Beschreibung der Mollusken wurde mit Ausnahme der Vermerke zu Besonderheiten verzichtet. Alle genannten Taxa wurden zum größten Teil wissenschaftlich veröffentlicht. Die Vielzahl der Veröffentlichungen, die oft subjektive Beschreibung und die zum Teil mangelhaften Abbildungen erschweren nicht unerheblich die Zuordnung.

Aufgrund der Förderbedingung des Kies- und Sandabbau-Betriebes liegen besonders dünnschalige Mollusken nur als Fragmente vor. Dies betrifft besonders die Bivalven. Aufgrund des Faunenspektrums ist die Fauna in das Hemmoor zu stellen. Sie ist älter als die Fauna von Winterswijk-Miste.


Diese Faunenliste wird laufend ergänzt. Die Bestimmung ist noch nicht abgeschlossen.