2008-04 / Coelosmilia excavata, einer Koralle der Oberkreide

von Werner Bartholomäus / April 2008


Im Vergleich zu der Vielfalt anderer Tiergruppen ist über Korallen der nordeuropäischen Kreide wenig zu sagen. Wenn man bedenkt, wie reichhaltig die Korallenfauna noch in der Jurazeit war, springt die Armut der Kreide schon ins Auge. Selbst deutlich nördlich vom Tethysraum also im Wesergebirge oder in Mittelpommern treten in der Malmzeit eine Unzahl scleraktiner Korallen auf. Wesentlich weniger Formen sind dagegen für die Oberkreide im vergleichbaren Gebiet festzustellen. Ein der Ursachen mag in deutlich größeren Wassertiefen liegen. Zu den verbreiteten Gesteinsarten der Oberkreidezeit gehört ja die Schreibkreide. Dieses Sediment wurde nicht im Flachwasser abgelagert. Außerdem erschwerte der feine Kalkschlamm das Siedeln. Da Korallen außer warmen Wasser auch Flachwassergebiete mit festem Grund bevorzugen, waren eher ungünstige Voraussetzungen gegeben. Lediglich unscheinbare Korallen scheinen mit der Schreibkreidefazies zurecht gekommen sein. Wie viele andere Gruppen hefteten sie sich an Hartteilen, z. B. den Gehäusen sessil lebender oder toter Tiere an.

Zu diesen Formen gehört Coelosmilia excavata (von Hagenow 1836), die bekannter unter ihrem revidierten Namen Parasmilia ist. Das abgebildete Stück liegt in Feuersteinerhaltung vor. Die Flintkonkretion umfasst ziemlich genau das Korallum, so daß dessen Oberfläche deutlich wiedergegeben ist. Da die Scleractinier - im Gegensatz zu den paläozoischen Korallen - kaum noch Wände ausbilden, sind die Septen bei dem Stück an der Außenseite sichtbar. C. (Parasmilia) excavata ist ursprünglich aus der Schreibkreide von Rügen (Unter-Maastricht) beschrieben worden. In diesen Schichten kommt sie auch am ehesten vor. Allerdings ist die Rügener Schreibkreide arm an Feuersteinen, so daß das Geschiebe auch von weiter nordwestlich herrühren kann.


Der Feuerstein ist am mecklenburgischen Ostseestrand aufgelesen worden, Funde sind jedoch überall möglich, wo Kalksteine fehlen, also auch im Bremer Raum vorstellbar.