2010-10 / Fälschungen

von Alfred Schäfer / Oktober 2010

Synthetische Steine – eine Definition

Nach den Bestimmungen der CIBJO muß ein synthetisches Produkt die gleichen chemischen und physikalischen Eigenschaften besitzen wie das natürliche Vorbild. So sind synthetische Steine, deren Herstellung ganz oder teilweise von Menschen geschieht, Produkte von kristallisierten oder rekristallisierten Steinen, die dem natürlichen Vorbild in den Kristallstrukturen weitgehend übereinstimmen müssen.

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Regenbogen Calsilica", "Aztekenstein", "Aztekenopal", "Regenbogenopal" und noch viele andere Namen kursierten auf dem Markt, als dieses bunte Gestein im Jahre 2002 auf dem Markt kam. Da hieß es noch: "ein sensationeller Neufund" und jeder wollte ihn haben. Selbst mehrere Wissenschaftler, Geologen und Gemmologen stellten seinerzeit ein Echtheitszertifikat aus. Sie alle waren auf einen großen Schwindel hereingefallen.

Dieses auffällige bunte Gestein, daß intensive grüne, blaue, braune, rotbraune und weiße Schichten hatte, wurde zunächst für ein Mineralgemenge aus blauen Rosasit, braunen Siderit und Smithonit gehalten. Die Lagen der Farben waren meist immer horizontal und immer von unterschiedlicher, unregelmäßiger Dicke.

Untersuchungen in Amerika und Deutschland schrieben, daß dieses Gestein aus mikrokristallinen Calcitlagen bestehe und die Farben durch das Tonmineral Allophan erhalten habe. Ihre Vermutung war es damals, daß es eine Rissfüllung in Rhyolith – einem vulkanischen Gestein- ist und wurde deswegen als natürliche Entstehungsform eingestuft.

Untersuchungen von 2004, die vom Institut für Edelsteinprüfung (EPI) durchgeführt wurden, ergaben aber ein gänzlich anderes Ergebnis. Allophan, das für die Farben verantwortlich sein sollte und ein typisches Mineral in sauren Böden ist, zersetzt sich bei gesteinsbildenden Prozessen und wurde bislang nie in festen Gestein nachgewiesen. Eine Röntgendiffraktionsanalyse (XRD) ergab zwar, daß sich in den farbigen Schichten tatsächlich Calcit befand, aber Allophan, welches röntgenamorph ist, konnte auch so nicht nachgewiesen werden.

Weitere Untersuchungen des schweizerischen Gemmologischen Labors SSEF fanden dann mit einer Ramanlaser Spektroskopie heraus, daß in den einzelnen Schichten Hämatit, Coelestin, sowie die künstlichen Farbpigmente Kupfer-Phtalocyanin PB15 für die Farbe Blau und das Mono-Azo-Pigment PY1 für die Farbe Gelb enthalten waren. Somit konnte eine natürliche Entstehung ausgeschlossen werden. Zudem wurde auch ein hoher Anteil an Kunstharz festgestellt, daß die Hohlräume zwischen den Cacitkörnern ausfüllte.

Nachdem dieses bekannt wurde, ließ das Interesse an den Steinen schlagartig nach. Heute werden diese Steine überwiegend für Schmuck verwendet und da es ihn nur noch selten gibt ist der Preis entsprechend hoch.

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Synthetischer Obsidian

In letzter Zeit tauchen immer mehr Seine auf, die angeblich synthetischer Herstellung sind, was jedoch eine irreführende Bezeichnung ist und somit den Tatbestand des unlauteren Wettbewerbs erfüllt, da diese Steine nicht den Bestimmungen der CIBJO entsprechen.

So wird z.B. ein "synthetischer Obsidian" angeboten, der ganz klar und aquamarinfarben ist. Ein solcher Obsidian kommt aber nicht in der Natur von und kann auch somit nicht synthetisch hergestellt sein, da er somit auch nicht die Definition "synthetisch" erfüllt. Obsidian ist ein natürliches Glas, daß durch sehr schnelle Abkühlung von glutflüssiger Lava entsteht. So z.B. wenn Lava in das kalte Wasser des Meeres fließt und dort sofort erstarrt. Erstarrtes Naturglas besteht aus einem amorphen Gemisch diverser Silikate, die keine oder nur sehr kleine Bereiche von einer inneren Ordnung der Moleküle aufweisen und nicht kristallisiert sind. Dadurch haben sie keinen festen Schmelzpunkt und erweichen mit der Zeit.

Somit sind diese angeblichen "synthetischen Obsidiane" nur einfaches Glas und als solches oder als künstliches Produkt deklariert werden. Auch die angebotenen Farbtöne werden mehr und die Bezeichnungen, die man so auf Börsen findet, werden immer fantasiereicher. Da ist die Rede von "sehr seltenen blauen oder grünen Obsidian" oder von "seltenen Tektiten" und anderen Naturglas. Seien Sie also beim Kauf immer skeptisch und auf der Hut und auch seriöse Händler können einmal auf solche falschen Deklarationen hereinfallen, denn ein Nicht-Mineraloge kennt so wohl kaum einen "blauen" oder "grünen" Obsidian. Dieses kann man aber erkennen, wenn man diese durchleuchtet.


Obsidiane, die natürlichen Ursprungs sind:

gewöhnlicher grünlich-brauner Obsidian

Schwarzer Obsidian (schwarz durch Erzeinschlüsse)

Rauchobsidian, Apachenträne (durchsichtiger schwarzer Obsidian mit weniger Erzeinschlüssen)

Regenbogenobsidian (schwarzer Obsidian mit farbig reflektierenden Zonen durch Mineraleinschlüsse)

Goldobsidian, Silberobsidian (schwarzer Obsidian mit goldenem oder silbernem Schimmer durch Glas- und Wassereinschlüsse)

Mahagony Obsidian (schwarzer Obsidian mit braunen eisenoxidreichen Bändern)

Schneeflockenobsidian (schwarzer Obsidian mit weißen Flecken durch beginnende Mineral-Auskristallisation).

Raritäten:

"blauer" Obsidian (leicht bläulich-grauer Obsidian)

"grüner" Obsidian (leicht grünlich-grauer Obsidian)

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Magnetische Hämatite?

Seit Längerem gibt es die sogenannten "Power Magnete" und kurz danach kamen auch Magnetketten und Magnetarmänder in den Handel, die angeblich aus "magnetischen Hämatit" bestehen sollen. In der Tat erinnern diese metallisch glänzenden und glatt polierten Teile an Hämatit und Anfangs vermutete man, daß es sich hier um gesinterten, Neodym dotierten Hämatit handelt.

Als man dann aber weitere Untersuchungen anstellte und ein Pulverpräparat von den "Magnetischen Hämatit" mittels einer Röntgendiffraktionsanalyse (RDA) untersuchte, stellte sich heraus, daß diese aus fast reinen Strontium-Ferrit mit etwas Barium-Ferrit bestehen.

Es gab aber keine Hinweise auf Hämatit oder andere natürliche Mineralien, so daß es sich hier um ein reines künstlich hergestelltes Sinterprodukt handelt. Somit ist die Bezeichnung "magnetischer Hämatit" falsch und irreführend und auch hier wird der Tatbestand des unlauteren Wettbewerbs erfüllt. Die korrekte Bezeichnung (Deklarierung) ist "Power-Magnet (künstliches Produkt)".